Der Judenturm in einer mit Hilfe der Umschaltung auf ein ASP-C Format (Crop-Faktor 1,5) heran gezoomten Aufnahme mit 495 mm Brennweite. Das Bild wurde mittels Bearbeitung stark entsättigt. Es wurde am 16.12.2013 vom Adamiberg aus aufgenommen.
Der Judenturm wurde im frühen 13. Jahrhundert erbaut und bildete im Zuge der mittelalterlichen Stadtbefestigung einen Teil einer Doppeltoranlage mit Durchfahrt zum inneren Befestigungsring der Stadt. Mit der Auffüllung des Stadtgrabens und dem Abbruch der Stadtmauer wurde 1899 das Vortor entfernt. Bereits 1721 bekam der Turm mit einer welschen Haube mit Laterne sein heutiges Aussehen.
Er steht in der Judengasse, die vom ehemaligen Alexandrinenvolksbad, einer im Jugendstil gehaltenen Schwimmhalle für die Coburger Bevölkerung an der Itz, bis hoch zum Marktplatz führt. Die Namen der Gasse, des Turms und des Judenbergs, der sich westlich der Itz erhebt, sind wohl auf die damalige dortige Ansammlung etlicher jüdischer Familien zurückzuführen.
Bereits 1301 wurde urkundlich eine jüdische Gemeinde in Coburg belegt. Der Judenturm und das Judentor tauchen erstmals 1321 in den Annalen auf. Die Judengasse erwähnt man erstmals im Jahr 1393, den Judenberg im Jahre 1429. Um 1400, die Stadt Coburg hatte da gerade 2.000 Einwohner, hielten die Juden einen Bevölkerungsanteil von 3 %.
Schon seit dem Mittelalter waren die Juden auch in Coburg immer wieder verfolgt und geächtet. So gipfelte der Antisemitismus zur NSDAP Zeit 1938 mit der Umbenennung der Judengasse in Marktgasse und während des Krieges mit der Deportation von 65 Coburger Juden in die Ghettos Izbica, Theresienstadt und vornehmlich in das Ghetto von Riga. 1925 waren in Coburg 316 Juden ansässig, 1943 gab es in Coburg noch ganze 4 jüdische Bürger.
Ich habe das lettische Ghetto während eine Reise nach Riga im Januar 2019 besucht. Hierzu bei einer später folgenden Reisebeschreibung zu Riga mehr darüber. Nach dem Krieg wurde die Marktgasse wieder in Judengasse unbenannt. 130 Stolpersteine, hier sind auch die Juden erfasst, denen es gelang, sich rechtzeitig vor der Verfolgung in Sicherheit zu bringen, erinnern aktuell an 54 Orten in der Stadt an die unrühmliche Rolle Coburgs in der NSDAP-Zeit.
Es macht die Tragik nicht ungeschehen – ist aber ein Zeichen der Einsicht mit der Bitte um Vergebung und ein Fanal, das ein „n i e w i e d e r“ signalisiert und einen hohen Erinnerungswert für diese guten Vorsätze aufweist.