Die Sphinx-Allee am Tempeleingang zur Karnak-Anlage.
Der Eingang zu den Karnak-Tempeln im Norden von Luxor wird gesäumt von einer Sphingen-Allee. Einst verband diese Allee, sie war mit 365 Sphingen (für jeden Tag des Jahres eine) ausgestattet, in der Antike den Amun Tempel am Eingang der Anlage mit dem etwa 2500 Meter entfernten Luxor Tempel.
Eine Sphinx stellt sinnbildlich die Verkörperung einer Mischung aus einem Löwenkörper mit einem Menschenkopf dar. Gebräuchlich sind auch Mischwesen, die Widder-, Falken oder Sperberköpfe zeigen. Der hier abgelichtete Bereich der Sphinx-Allee am Tempeleingang zeigt beispielsweise Widderköpfe auf Löwenkörper.
Die Mischung symbolisiert wohl die Verbindung der tierischen Eigenschaften wie beispielsweise Stärke, übertragen auf den Menschen. Die ägyptische Sphinx zählt zu den Mischwesen, auch Chimären genannt. Mit der Darstellung der Götter als Mischwesen entstand so eine gewisse Mystifizierung der Götterwelt, wodurch der Abstand der Götter zum gemeinen Volk gewahrt wurde. Die ägyptische Mythologie ist reich an diesen Mischwesen.
Auch viele andere Kulturen besitzen solche Fabelwesen. Das reicht vom altorientalischen Greif über den griechischen Satyr oder den römischen Faun, über den Jaguarmenschen, der heute im Sambakult aufgegriffen wird, bis hin zum – Wolpertinger. Manche machen daraus auch eine eierlegende Wollmilchsau.
Zurück zur Sphinx: Die Ägypter nannten die Sphingen „Hu“. Der heutige Name wurde aus dem Griechischen übernommen – das griechische Verb σφίγγειν sphíngein hat die Bedeutung „erwürgen“ oder frei übersetzt auch „durch Zauber festbinden“. Das beschreibt die legendäre Eigenschaft der Sphinx, Reisende zu erwürgen, konnten diese das von ihr gestellte Rätsel nicht lösen. Spricht man eine Sphinx substantivisch an, sagt man üblicherweise „die Sphinx“.
Man muss aber zwischen dem grammatischen und dem biologischen Geschlecht unterscheiden. Bei den Griechen war die Sphinx ursprünglich die Tochter von Typhon und Echnida. Daraus entwickelte sich das heutige allgemein eingebürgerte feminine Substantiv, obwohl gerade in Ägypten oftmals der Kopf der Sphinx einen Pharao darstellt.
Das Geschlecht solcher Figuren ist also in der Regel männlich, da dabei ein Tierkörper mit einem männlichen Kopf dargestellt wird. Das ist der Grund, weshalb man in der archäologischen und ägyptologischen Fachsprache von „der Sphinx“ spricht. Auch im Französischen wird dabei das Maskuline (le Sphinx de Gizeh) in den Vordergrund gestellt.
Und keine Angst – ich fange an dieser Stelle nicht an zu gendern oder in Misogynie zu verfallen.
Nach dem Eingangsbereich mit der Sphinx-Allee am Tempeleingang teilt sich der Komplex in drei Zonen, den Amun-Tempelbereich (~30 Hektar), das Heiligtum des Kriegsgottes Month (~2,5 Hektar) und das Heiligtum der Göttin Mut (9 Hektar) auf. Die Tempelstadt Karnak, heute der größte Sakralbau der Welt, haben über einen Zeitraum von 1500 Jahren verschiedene Pharaonen aufgebaut. Über 5000 Diener und Sklaven waren mit der Aufgabe betraut, dem Gott Amun-Re zu dienen.