Die tektonische Plattenverschiebung mit den drei Arten von Plattengrenzen habe ich bereits in einem anderen Bild vom Graben der Brú Milli Heímsálfa, in der Aufnahme „Tektonische Dehnungszone“ in groben Zügen erklärt. Die Wissenschaft weiß, dass sich die aufeinanderliegenden Schichten des Erdmantels, die Lithosphäre und die Asthenosphäre, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Aber wie entstehen jetzt diese Bewegungen?
Aus den Bewegungen in der Lithosphäre resultieren drei Antriebskräfte:
1. Die Plattenschleppung: Im Erdmantel kommt es zur sogenannten Konvektion. Konvektion, aus dem Lateinischen „convehere“, übersetzt „herbeibringen“, ist gleichzusetzen mit Strömungs- oder in diesem Fall auch Wärmetransport. Dabei werden physikalische Größen in Gasen oder Flüssigkeiten transportiert. Dabei führt der Reibungswiderstand an den Grenzen zwischen Lithosphäre und Asthenosphäre zu Scherkräften, die parallel zur Bewegungsrichtung verlaufen. Die Plattenschleppung, dies gilt heute als gesichert, spielt allerdings für die Entstehung der Bewegung die geringste Rolle.
2. Der Rückenschub: Die Mittelozeanischen Rücken, darunter auch der Mittelatlantische Rücken im Raum Islands bilden ständig neue Lithosphäre. Dabei steigt das heiße, von der Dichte her leichtere, flüssige Magma durch den Hotspot-Mechanismus über die Plumes, das sind die für die unter 1. erwähnte Konvektionen verantwortlichen Aufstiegsstrukturen, nach oben. Das austretende Magma erhitzt zwar das Umgebungsgestein, kühlt jedoch nach Austritt schnell ab. Dadurch wird das Gestein dichter, also spezifisch betrachtet, schwerer.
Durch die Schwerkraft bewegt es sich den Rücken hinab und drängt nach außen. Die Platten werden dabei am Rücken auseinandergezogen. Auch das Magma selbst übt durch sein Gewicht Druck auf die Platten aus. Die durch den Rückenschub an den Mittelozeanischen Rücken beteiligten Kräfte haben einen Anteil von etwa 10 % an der Bewegung der Lithosphärenplatten.
3. Der Plattenzug: An Subduktionszonen, eine Subduktion ist die Rückführung in den Erdmantel (siehe Erläuterungen Bild Brú Milli Heímsálfa), sinken die dichteren und damit schwereren Platten durch ihr Eigengewicht unter die anderen, leichteren Platten ab. Es sind in der Regel die vornehmlich aus basaltischem Gestein bestehenden ozeanischen Krusten, die schwerer als die kontinentalen Krusten sind. Beim Absinkprozess wird die gesamte Lithosphärenplatte mitgezogen.
Der dabei entstehende Plattenzug ist deshalb in der Geologie die wichtigste Antriebskraft für die Bewegung der Lithosphärenplatten, also letztendlich der Plattentektonik.
Diese drei Antriebskräfte sind die hauptsächlichen Ursachen für die tektonischen Plattenverschiebung – sie untermauern die Theorie der Plattentektonik (siehe Bild „Tektonische Dehnungszone“). Der Vorgang dieses Absinkens ist heute recht gut erklärend beschrieben. Was diese Prozesse ausgelöst hat, ist aktuell noch ein Thema der geowissenschaftlichen Forschung.