Verwerfungen sind tektonische Zerreiß- oder Bruchstellen im Gestein. Verwerfungen können sich über Distanzen von wenigen Zentimetern, aber auch bis 100 Kilometern zeigen. Dabei werden zwei Gesteinsbereiche oder Krustenteile gegeneinander versetzt.
Sie kommen auch im Bereich des Mittelatlantischen Rückens vor, man findet sie oftmals in aktiven Grabenbrüchen. Sie entstehen dann durch die auftretenden Abschiebungen, deren Stärke dadurch festgelegt ist, wie weit die Absenkung des Grabenbodens im Verhältnis zur Grabenschulter steht. Ich nehme diese Verwerfungen zum Anlass, um an dieser Stelle ein wenig über den Mittelatlantischen Rücken zu erzählen.
Dieser Rücken ist eine größtenteils unterhalb des Meeresspiegels liegende Gebirgskette im Atlantischen Ozean, die sich über rund 20.000 Kilometer erstreckt. Er ist deshalb der längste der mittelozeanischen Rücken eines über 60.000 Kilometer langen, erdumspannenden Systems.
Bei Voruntersuchungen zum Verlegen der ersten transatlantischen Tiefseekabel konnte man dabei mithilfe von Echolot-Messungen ein detailliertes Profil des Mittelatlantischen Rückens erstellen. Diese Entdeckung der Gebirgskette lieferte neue Erkenntnisse zu den geodynamischen Prozessen der Plattentektonik und unterstützte die Theorie von Alfred Wegeners Kontinentalverschiebung.
Der Mittelatlantische Rücken hat eine S-förmige Grundform. Er erstreckt sich vom Gakkelrücken im Arktischen Ozean bis zur Bouvetinsel am Rand des Atlantisch-Indischen Südpolarbeckens vor der Antarktis. Der Rücken verläuft ziemlich exakt entlang der Ozean-Mittellinie. Er teilt den Atlantik in eine West- und in eine Osthälfte.
Der bis zu 7730 Meter tiefe Romanchegraben teilt den Mittelatlantischen Rücken in den Nord- und Südatlantischen Rücken. Man nennt diese auch Nord- und Südatlantische Schwelle. Der Kamm des Rückens liegt durchschnittlich auf einem Niveau von 1500 bis 3000 Metern unter der Wasseroberfläche. Charakteristisch ist sein tiefer Zentralgraben, der sich in Nord-Süd-Richtung durch den gesamten Rücken zieht.
Quer verlaufende Verwerfungen und parallele Schwellen zeigen bei diesem mittelozeanischen Rücken ein grobes Relief auf dem Meeresboden. Ab der Bouvetinsel geht der Mittelatlantische Rücken Richtung Osten in den Südausläufer des Südwestindischen Rückens des Indischen Ozeans über.
Der Mittelatlantische Rücken ist nach wie vor tektonisch aktiv. Mit der Ozeanbodenspreizung geht mit seinen Aktivitäten die Ausbreitung des Meeresbodens einher. Über die Regeln der Plattentektonik entfernen sich dabei die nordamerikanische und die eurasische Platte als auch die südamerikanische und die afrikanische Platte mit einer Spreizungsrate von etwa 2,5 Zentimetern jährlich voneinander. Es bildet sich dabei ständig neuer Meeresboden. Mit zunehmender Entfernung vom Zentralen Grabenbruch geht ein steigendes Alter der Meeresböden einher.
Interessant ist noch, dass die magmatische Aktivität des Mittelatlantischen Rückens in den Tiefseeregionen Nischen für Lebensformen bilden, die ohne Fotosynthese auskommen. Sie bauen als chemoautotrophe Bakterien Verbindungen auf, chemoautotroph bezeichnet die Nutzung von chemischer Energie für die Nutzung von CO₂ zum Aufbau von Biomasse, indem sie den bei den magmatischen Aktivitäten durch Oxidation des austretenden Schwefelwasserstoffs Energie gewinnen.
Hier schlummern noch viele Ressourcen. Man kann noch gar nicht abschätzen, was die Menschheit alles aus der Tiefseeforschung an Nutzen ziehen kann.