Warschau besitzt eine interessante, vielschichtige architektonische Landschaft. Besichtigt man die einzelnen Stadtteile, öffnet sich dem aufmerksamen Betrachter zum einen ein einzigartiges Puzzle an Überresten aus vergangenen sozialistischen Zeiten. Beste Beispiele dafür sind der Kulturpalasts Pałac Kultury i Nauki, die monofunktionalen Großwohnsiedlungen der kommunistischen Arbeiterschicht mit ihren Plattenbauten. Daneben die Miethäuser in der Altstadt. Diese zeigen, vor allem wenn man einmal von den klassischen Touristenpfaden in die Nebenstraßen und Gassen abweicht, teilweise stark renovierungsbedürftige Bausubstanz. Hier sieht man die immense Aufgabe, die die Stadt nach der sozialistischen Ära im städtebaulichen Bereich noch zu stemmen hat. Zum anderen, optisch stark kontrastierend dazu, und mehr und mehr übergehend von diesem Leitbild „der sozialistischen Stadt“, wachsen in der Stadt vermehrt moderne futuristische, konsumkapitalistische Phänomene. Dieser „Boom“ begann Ende der 80er Jahre mit dem einsetzenden Zerfall der UDSSR. Beste Beispiele für diesen postmodernen Urbanismus sind einmal die Shopping Mall „Złote Tarasy“ (Goldene Terrasse) mit 65.000 m² Verkaufsfläche im Stadtteil Śródmieście Północne (Innenstadt Nord des Stadtbezirks Śródmieście (deutsch Stadtmitte, Innenstadt). Ein weiteres Paradebeispiel sind die Hochhäuser an der boulevardähnlichen Ulica Emilii Plater (Straße Emilia Plater), benannt nach einer polnischen Gräfin und Freiheitskämpferin im Novemberaufstand 1830/1831 gegen das Russische Reich. Mit der Öffnung Polens zum Westen nach der Zeit des Eisernen Vorhangs zog sich die sozialistische Zentralverwaltung aus der räumlichen Entwicklung der Stadt zurück. Neben den persistenten Raumstrukturen dieser Ära bildeten sich künftig nach westlichem Vorbild konsumkapitalistische Muster. Dies ist der Grund, weshalb man in der gesamten Stadt, dies manchmal einfühlsam anlehnend, manchmal aufdringlich abstrakt und krass gegensätzlich ein postsozialistisches-postmodernes, räumlich oftmals völlig zersplittertes Patchwork bestaunen kann. So findet man repräsentative Bauten oder Denkmäler aus der sozialistischen Ära in unmittelbarer Nachbarschaft zu der modernen Präsentation gläserner Malls und Hochhäuser. Diese Situation besserte sich erst ab dem Jahr 2003 mit der politischen Administrierung auf gesamtstädtischer Ebene. Als dritte Komponente hat sich zudem im Stadtteil Stare Miasto (übersetzt Altstadt) das Flair des bürgerlichen Warschaus aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Hier exemplarisch eine Abbildung des InterContinental Warsaw an der Emilii Plater 49.