Ein silbernes Band zieht sich vom Horizont zur isländischen Atlantikküste. Wir befinden uns hier auf der Höhe von Grindavík. Der Flieger nimmt nordwestlichen Kurs und geht schon langsam in den Landeanflug über. Es sind nochmals schöne Blicke auf den ruhig aussehenden, die Sonne reflektierenden Atlantik. Das Wasser in dem Licht, zusammen mit der Sonneneinstrahlung, ist immer wieder schön anzuschauen und zeigt sich jedes Mal in einer anderen Ansicht.
Grindavík – der kleine Ort hat eine lange Vergangenheit. Die Gegend wurde bereits, das ist dem Landnahmebuch zu entnehmen, im Jahr 934 bei der Landnahme besiedelt. In diesem Landnahmebuch, isländisch heißt es „Landnámabók, sind wichtige historische Quellen seit dem Beginn der isländischen Kolonisation aufgezeichnet. Es listet 400 skandinavische Siedler auf, die Island in den Jahren zwischen 870 und 930 erreichten, und sich dort niederließen. Dabei werden Ahnen und Nachkommen bis ins 11. Jahrhundert aufgeführt.
Seit dieser Zeit ist Grindavík eng mit der Fischerei verwachsen. So lieferte der Ort bereits im 13. Jahrhundert Stockfisch an die Deutsche Hanse. Im Jahr 1602, in diesem Jahr wurde das dänische Handelsmonopol eingeführt, machte man Grindavík zum Handelshafen.
Im Jahr 1627, mitten im Dreißigjährigen Krieg, überfielen afrikanische Piraten aus Marokko und Algerien die Vestmannaeyjar und die Orte an der Südküste, darunter auch Grindavík. Viele Menschen kamen bei diesen Überfällen ums Leben. 300 Menschen wurden nach Afrika verschleppt und in die Sklaverei verkauft.
1703 gab es 214 Einwohner in Grindavík. So wie das silberne Band der gezeigten Aufnahme Himmel, Horizont, Wasser und die Küstengestade verbindet, so verbunden sind die Bewohner des Ortes mit ihrer Heimatstadt, die am 10. April 1974 Stadtrechte erhielt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt etwa 1600 Einwohner. Aufschwung erhielt der Ort 35 Jahre zuvor durch den Bau eines neuen Hafens in Hópið.
Heute verfügt die Stadt deshalb über einen der wenigen Häfen an der flachen Südküste. Die Mehrzahl der Einwohner lebt auch heute noch vom Fischfang, der Fischverarbeitung und dem Fischhandel. Direkt vor Grindavík gibt es gute Fischgründe.
Die Stadt hatte zuletzt 3669 Einwohner (Stand Ende 2022). Mit den jüngsten Ereignissen werden diese positiven Entwicklungen jedoch infrage gestellt: Nach mehreren Vulkanausbrüchen seit November 2023in dem Gebiet, teils direkt am Ortsrand, musste die Stadt zeitweise evakuiert werden. Ob und wieweit die Stadt weiterhin bewohnbar sein wird, ist ungewiss.